3. Ring / Der Dietrichraum – Sammlung Niedetzky

Das Handwerk des Wachsziehers und Lebzelters gibt es in unserer Gesellschaft nur mehr relativ selten. Nach dem Zünfte-Recht aus dem Mittelalter durfte der Wachszieher die Produkte der Bienen verarbeiten, also den Honig und das Wachs.

Honig war bei uns bis zur Mitte des 19. Jhd. das wichtigste Süßungsmittel und aus dem vergorenen Honig wurde Met, der Honigwein, hergestellt.

Im 17. und 18. Jhd. wurde  Zucker zwar schon aus der Karibik importiert, dieser  war aber sehr teuer und die Lieferkette wurde oft durch kriegerische Handlungen unterbrochen. Erst am Beginn des 19. Jhd. wurde in Schlesien die 1. Rübenzuckerfabrik gebaut. Es entstanden bald mehr Fabriken und so wurde Zucker Mitte des 19. Jhd. für die breite Masse erschwinglich.

Das Wachs der Bienen brauchte man für die Kerzen. Es gab noch keinen elektrischen Strom. In Ostermiething wurde das 1. Elektrizitätswerk im Jahr 1886 von der Gutsbesitzerfamilie König gebaut und es dauerte noch mehrere Jahrzehnte, bis die umliegenden Ortschaften und Nachbargemeinden mit Strom versorgt werden konnten.

Bis zur Erfindung des elektrischen Stroms hat man mit dem Herdfeuer, mit Öl- und Talgschalen, Kienspänen und mit Kerzen aus Bienenwachs Licht erzeugt. Die Kerzen wurden von den Wachsziehern gefertigt. Neben einfachen Kerzen für den täglichen Gebrauch schufen sie  im 18. und 19. Jhd. auch schöne Wachsarbeiten, eben die Wachs-Gebetsstöcke und die Wachsbossierungen unten den Glasstürzen, die im alten Gewölberaum des Museums zu besichtigen sind.

In Ostermiething übte das Wachszieherhandwerk über drei Generationen von 1888 bis 1961 die Familie Dietrich in der Ettenauerstraße aus. Der Ortsteil Dietrichfeld erinnert heute noch an diese Handwerkerfamilie. Nach dem Tod der letzten Inhaberin des Betriebes, Frau Maria Dietrich, im Jahr 1961, gingen die verbliebenen Utensilien in den Besitz der Familie Niedetzky über. Prof. Mag. Georg Niedetzky hat die Sammlung noch mit weiteren Exponaten ergänzt und stellt sie nun als Dauerleihgabe dem Museum zur Verfügung.

Maria Dietrich (2. v. links) mit Eltern und Geschwistern

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